Ein Naturschauspiel für Abenteurer

Die Viktoriafälle

Jakob Rastetter
30.05.2018

Wer eine Reise oder Safari nach Ostafrika plant, der sollte unbedingt auch einen Abstecher zu den Viktoriafällen auf seine Wunschliste schreiben. Wer einmal dieses Naturschauspiel in voller Pracht erlebt hat, der wird auch noch seinen Enkelkindern von dem beeindruckenden Anblick erzählen.

Die Lage der Viktoriafälle

Nach dem Nil, dem Kongo und dem Niger ist der Sambesi der viertlängste Fluss Afrikas. Auf einer Strecke von über 2500 km passiert er fünf Länder Ostafrikas, wobei er sowohl zwischen Sambia und Namibia als auch zwischen Sambia und Simbabwe die Grenze bildet. Genau dort, zwischen Victoria Falls in Simbabwe und Livingstone in Sambia, stürzt sich der Sambesi 110 Meter weit in die Tiefe. Damit bilden die Viktoriafälle nicht nur den mächtigste Wasserfall des afrikanischen Kontinents sondern auch den breitesten, durchgehenden Wasserfall der Welt. Sie erstrecken sich auf einer Länge von 1708 Metern und zum Ende der Regenzeit fallen bis zu 10 Millionen Liter Wasser pro Sekunde in die Tiefe.

160 Jahre europäische Geschichte an den Wasserfällen

Der schottische Missionar David Livingstone war 1855 der erste Europäer, der die Viktoriafälle besuchte. Bereits schriftliche Berichte über diesen beeindruckenden Wasserfall hatten ihn so fasziniert, dass er ihn mit eigenen Augen sehen wollte. Obwohl Livingstone ganz Afrika bereiste, die Kalahari, die Großen Seen im Ostafrikanischen Grabenbruch und Südafrika besuchte, beschrieb er den Anblick der Viktoriafälle in seinem Notizbuch als das "schönste, das er in Afrika je gesehen hat".

Zu Ehren seiner damaligen Königin Victoria benannte Livingstone den Wasserfall kurzerhand Victoria Falls. Auch ihm selber wurde diese Ehre zuteil, denn nicht nur die Stadt auf sambischer Seite trägt seinen Namen, sondern auch eine kleine Insel, die direkt an der oberen Kante des Wasserfalls liegt. Aber auch im 20. Jahrhundert blieb Livingstone nicht vergessen, so widmete ihm die schwedische Popgruppe ABBA ein Lied.

Im sogenannten "Wettlauf um Afrika", der Kolonialisierung des Kontinents Ende des 19. Jahrhunderts, erschloss auch der britische Unternehmer Cecil Rhodes weite Teile Afrikas. Bereits als Jugendlicher kam er zum ersten Mal nach Südafrika und widmete sich zunächst gemeinsam mit seinem Bruder dem Abbau von Gold und Diamanten. Später brachte er politische Stabilität nach Ostafrika und setzte sich für Modernisierung in Form vom Anschluss an das Eisenbahnnetz ein. Langfristiges, aber leider unvollendetes Ziel war der Kap-Kairo-Plan, eine durchgehende Eisenbahnlinie von Süden nach Norden. In späten Jahren wurde Rhodes sogar Premierminister in der Kapkolonie, die sich auf dem Gebiet des heutigen Südafrikas befand.

Die britischen Kolonien Nord- und Südrhodesien (heutiges Sambia und Simbabwe) wurden aufgrund dieses Engagements nach ihm benannt.

1934 wurden die Viktoriafälle grenzübergreifend unter Schutz gestellt und 1972 sogar ein Nationalpark rund um die Wasserfälle errichtet. Heute sind sie zusätzlich ein UNESCO Weltnaturerbe, was Pläne zu einem Staudamm am unteren Ende der Fälle zum Glück zunichte machte.

Donnernder Rauch

Die im Gebiet lebenden Kololo nennen die Viktoriafälle in ihrer Muttersprache Mosi-oa-Tunya, was zu Deutsch so viel wie "donnernder Rauch" bedeutet. Dies beschreibt den Sprühnebel, der vom Wasserfall so hoch aufsteigt, dass er sogar in 30 km Entfernung noch zu sehen ist. Diese aufsteigende Feuchtigkeit hat zur Folge, dass sich rings um die Viktoriafälle Regenwälder gebildet haben, in denen eine einzigartige Flora und Fauna zu finden ist.
Über die gesamte Länge von 2500 km wird der Sambesi von lediglich elf Brücken überspannt. Eine davon ist die als Straßen- und Eisenbahnbrücke gebrauchte Victoria Falls Bridge, die sich knapp unterhalb der Fälle befindet. In Auftrag gegeben wurde sie von Cecil Rhodes höchstpersönlich. Die Fertigstellung der Brücke 1905 sollte er aber leider nicht mehr erleben.

Ein Aufenthalte bei den Viktoriafällen wird zum unvergesslichen Erlebnis

Die beste Zeit für Reisen zu den Viktoriafällen findet zwischen März und September statt. Das Klima ist dann optimal und auch der Sambesi führt genügend Wasser, dass der Wasserfall zu beeindruckenden Ausmaßen anschwillt.
Die unberührte und für Europäer exotische Natur bietet einen herrlichen Kontrast zur schnelllebigen Arbeitswelt unserer Großstädte. Neben Livingstone und Victoria Falls, den Städten zu beiden Seiten der Wasserfälle, sollten Sie auch die weitläufige Natur erforschen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Hälfte der heutigen Flusspferdpopulation in Sambia zu finden ist? Viele davon haben ihre Heimat im Sambesi gefunden und mit etwas Glück können Sie Flusspferd-Herden aus gebührender Entfernung in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Erkunden Sie auch unbedingt den umliegenden Regenwald und suchen Sie nach Affen und exotischen Vögeln. Lassen Sie das ganze Ambiente des belebten Regenwalds auf sich wirken!

Die Viktoriafälle zu bestaunen und zu fotografieren ist schon beeindruckend genug. Bei einer Buschwanderung oder Mountainbike Tour können Sie den Stress der modernen Welt hinter sich lassen und in das Flair der unberührten Natur eintauchen. Dabei können Sie den Sambesi und die Viktoriafälle genau so entdecken, wie es die ersten Europäer taten.
Nehmen Sie unbedingt zum Abschluss ein Bad im Devil's Pool. Dieser liegt knapp vor der Kante des Wasserfalls, ist aber dennoch sicher genug, um darin gefahrlos zu schwimmen. Bei dieser Entspannung mit Nervenkitzel offenbart sich derselbe Blick die Viktoriafälle hinunter, wie er sich bereits David Livingstone bot, als er vor 160 Jahren an der Kante stand und in sein Notizbuch schrieb: "Ein Bild, so schön, dass Engel im Flug es bestaunen."